Paul Watzlawick ist einer meiner liebsten Kommunikationswissenschaftler. Der österreichische Wissenschaftler hat so schöne Bücher geschrieben wie die „Anleitung zum Unglücklichsein“. Von ihm stammt auch das Zitat „Man kann nicht nicht kommunizieren.“
Er war wie so viele schon ganz lange vor mir ein „Entwicklungsaktivist“: Denn er legte den Fokus darauf, wie wir jeder für sich unsere ganz eigene Realität konstruieren. Und dieser Realität mit unserer individuellen Sprache einen Ausdruck geben.
Wenn Kopfkino Realität wird
Von ihm stammt auch die Geschichte vom Mann, der einen Hammer braucht, weil er ein Bild an die Wand hängen möchte:
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat.
Jetzt reicht ́s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer“.
Diese Geschichte macht deutlich, wie unsere Gedankenkonstrukte über unsere Sprache unser Gegenüber treffen. Und wie sie die Beziehungen beeinflussen, die wir führen. Wie oft bin ich innerlich geladen – aufgrund meiner eigenen inneren Gedankenspiralen? Wie oft bricht sich diese „Ladung“ – je nach Temperament und Tagesform – ihre Bahn auf völlig überraschte Familienmitglieder oder auch ganz andere Menschen? Oder auch genau andersrum: Diese Konstrukte entfalten als „Kopfkino“ ihre ganze Kraft. Und hindern uns daran in guter Verbindung zu sein mit anderen und uns selber?
Was aus unserem Mund kommt, war vorher in unserem Kopf
Die eigenen Sprachmuster anzuschauen ist ein unverfänglicher Einstieg in diese inneren Welten. Denn über unsere Sprache offenbaren sich nicht nur unsere Prägungen und Erfahrungen sondern auch unsere innere Welt:
Wie häufig und in welchen Situationen benützt Du den Begriff „wollen“? Erlaubst Du Dir etwas zu „wollen“? Oder wird das „wollen“ auf dem Weg vom Kopf zum Mund eher zu einem „möchte“? Wie „schmeckt“ Dir ein „wollen“, wenn du es bewusst aussprichst? Es geht nicht darum, dass man anderen seinen „Willen“ um jeden Preis aufzwingt. Es geht darum, wie man eine Notwendigkeit oder eine Dringlichkeit transportiert. Denn hinter einem „ich will“ und noch mehr hinter einem „ich will nicht“ stecken meist starke eigene Bedürfnisse oder Werte, etwas das einem sehr wichtig ist. Etwas, das wenn es dauerhaft nicht gesehen wird sich negativ auf unsere Beziehungen auswirkt. Welche Wirkung erzielt ein klares „wollen“ auf Dein Umfeld?
Oder das kleine unscheinbare „aber“: Was passiert im Gespräch, wenn Du deinem Gegenüber aus vollem Herzen mit einem schönen „ja“ zustimmst. Und Sekunden später ein dickes „aber“ hinterherschiebst, um dann die eigene Position darzulegen? Es spricht nichts gegen eine klare eigene Position – im Gegenteil! Ein „aber“ hat eine fatale Wirkung: Es entwertet das meist Positive, das davor gesagt wurde. Klassisches Beispiel: „Das hast Du super gemacht, aber ….“. Für die Beziehung förderlicher ist deshalb ein „und“. Denn mit einem „und“ bleiben beide Positionen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Und eine gemeinsame Realität wird erschaffen, in der beide Perspektiven ihre Berechtigung haben.