Und wie die Versöhnung zwischen Liebe und Macht gelingt.
Da flattert mir die ZfO – Zeitschrift für Führung + Organisation auf den Tisch. Wie immer scanne ich zuerst das Inhaltsverzeichnis. Und bleibe an diesem Titel hängen: „Wenn Liebe sich mit Macht versöhnt“ (ZfO, 1/2022). Ein Interview mit Dr. Barbara von Meibom und Volkmar Koch, beide selbständige Berater. Das klingt spannend! Und was soll ich sagen, die Aussagen der beiden sind für mich wieder eines jener wertvollen Mosaiksteinchen zum Thema „Führung der Zukunft“!
Wie gelingt „Führung der Zukunft“?
Sätze wie „Wenn die Organisation nicht allein mit der Idee des Erfolgs am Markt, der Effizienz, der höheren Rendite sondern auch mit dem Ziele unterwegs ist, zum Wohle des Ganzen zu wirken, kann so etwas wie die Versöhnung von Macht und Liebe gelingen.“ lassen mein Herz jubeln: Ja, ja, ja!! DAS ist „Leading Future“, DAS ist nicht nur Handwerk, sondern Haltung.
Haltung ist entscheidend
Letztendlich geht es beiden Interviewten um die Haltung, die aus einem klaren Bewusstsein entsteht. Dort aber nicht stehen bleibt, sondern aus dem heraus dann auch ganz konkret gehandelt wird. Es geht um das „wie“ und das „weshalb“ – mit dem klaren Ziel: Veränderung zu bewirken: „Eine grundlegende Veränderung tritt nur dann ein, wenn ich wirklich in der Tiefe davon überzeugt bin, dass der Mensch und die Schöpfung bzw. das, was Leben ausmacht, im Mittelpunkt des Wirtschaftens stehen muss, als Resultat einer höheren Bewusstheit – und damit Liebe.“, so Volkmar Koch.
Liebe und Macht als elementare Faktoren
Sie betrachten mit dem Konzept von „Liebe und Macht“ eine Dimension von Unternehmen, die in Zukunft relevant sein wird. Und die weit über alle modernen Leadership-Konzepte hinausreicht: Denn zugrunde liegt ein zutiefst humanistisches Menschenbild, wie Volkmar Koch es umschreibt: „Wenn ich aus der Macht der Liebe und mit Wertschätzung auf Ungewolltes reagieren kann, und erkenne, was für eine Not möglicherweise hinter der negativen Macht anderer steht, und mich mit einer gewissen Empathie darauf einlasse, dann haben wir die Chance, dass wir als Menschen, als Organisationen wirklich gewinnen.“
Weil (Führungs-)Handwerk Haltung braucht!
Dann schaffen wir Strukturen, in denen wir gesund und wirksam unser menschliches und fachliches Potential einbringen können. Wenn wir die „Liebe“ in unser Verhalten einfließen lassen, ist das die Essenz dessen worum es geht. Dann erleben wir die Intelligenz des Miteinanders. Und genau das ist „Leading Future“.
Ich stimme mit Volkmar Koch absolut überein, wenn er schreibt: „Wenn man dies einmal für sich erkannt hat, dann wird es automatisch auf den Weg der persönlichen Weiterentwicklung führen, der das eigene Verhalten als Führungskraft in der Organisation verändert.“ Genau das ist meine persönliche Erfahrung und ich erlebe das auch bei meiner Arbeit mit anderen Führungskräften.
Kein „Heititei“ sondern handfester Erfolgsfaktor
Und das alles ist kein „Heititei“, kein „Achtsamkeitsquatsch“ oder Schönreden, es ist ein handfester Erfolgsfaktor: für die Effizienz, für die Motivation, für die Innovation, für effiziente Prozesse, für die mentale Gesundheit, für die Veränderungsfähigkeit und Agilität des Einzelnen wie auch von Teams und Organisationen.
Nach meiner Erfahrung ist eine systemische Grundhaltung die beste Voraussetzung um all das zu erreichen. Denn in einer solchen Grundhaltung betrachte ich keine linearen Zusammenhänge sondern die sozialen Systeme, in denen ich mich bewege in all ihrer Komplexität. Ich betrachte und gestalte das, was diese Systeme ausmacht: Die Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren mit ihren unterschiedlichen Perspektiven. Dafür braucht es nicht nur (Führungs-) Handwerk sondern als erstes eine (systemische) Haltung. Dann gelingt die Versöhnung von Macht und Liebe.
Und es braucht noch etwas, das Barbara von Meibom so beschreibt: „Wenn wir die Strukturen, die wir uns über Jahrzehnte geschaffen haben, ändern wollen, verlangt das furchtlose Pionierinnen und Pioniere.“ Und wieder steigt in mir ein lautes „JA!“ auf 😊.