Wie unsere Kindheit unsere Realität prägt.
Kennst du auch Tage voller Gegensätze? Gestern war so ein Tag: Ich hatte ein Online-Seminar zum Thema „Stärken-Coaching“. Natürlich wie seit langem zuhause am Notebook, parallel tobt das Familienleben. Am Abend haben wir alle zusammen draußen das gemähte Gras, das nach zwei Tagen schon zu Heu geworden war, zusammengerecht. Als Kind war ich oft mit meiner Familie auf den Heuwiesen, da meine Familie eine kleine Landwirtschaft besaß. Jeder Handgriff mit dem Rechen und der Heugabel waren mir noch vertraut. Der Geruch vom Heu, der Umgang mit der Heugabel – obwohl schon bald 40 Jahre Jahre her. Gleichzeitig den Tag über in einem Seminar gesessen und die eigenen Stärken und die der anderen Seminarteilnehmer erkundet. Welch krasser Gegensatz! In einem Reflektionsgespräch spiegelt mir ein Teilnehmer, dass man eine meiner Stärken „Intellekt“ gleich merken würde, wenn ich anfange zu reden und ihn das beeindruckt. Bämmmm. Erster Gedanke: „Der will mich doch jetzt verarschen?!“ Zweiter Gedanke: „Ah, lieber Glaubenssatz, da bist Du wieder – lange nicht gesehen.“
Wir sind ein Produkt unserer Erfahrungen
Dazu muss man wissen, dass ich ein schüchternes und ängstliches Kind war, das sich selbst wenig zutraute – „ich kann das nicht“ war einer meiner Lieblingssätze. Größere Gruppen und alles Neue haben mir grundsätzlich Unbehagen bereitet. Die Fingernägel waren oft abgekaut bis auf den Grund. Ich hatte immer sehr gute und enge Freunde und dennoch immer das Gefühl nicht wirklich dazuzugehören. Ein fester Rahmen zuhause erlebt wie „man ist“ und wie man „zu sein hat“. Im Jugendalter habe ich dann angefangen mich abzugrenzen und zu „rebellieren“: Vieles habe ich deshalb als erste in meiner Familie gemacht. Und es war für jedes erste Mal ein großer Kampf, der bei den meisten auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen ist. Im Studium begleitete mich der Gedanke „nicht dahin zu gehören“ weiter, verbunden mit dem festen Willen das zu schaffen: Die Kommilitonin aus einem Gymnasiallehrerhaushalt, die jeden klassischen Komponisten kannte und mit der Weltliteratur daheim im Bücherregal aufgewachsen war. Im Beruf ging es weiter: Im Verlag arbeitete ich mit Wissenschaftlern zusammen, was mir Riesenfreude bereitete. Irgendwann habe ich angefangen, dieses seltsame Gefühl, das mich in eigentlich wunderschönen Situationen oft so unwohl fühlen ließ, bewusst zu hinterfragen.
Die Reise beginnt, wenn wir anfangen unsere Gedanken zu hinterfragen
Und damit begann meine persönliche Entwicklungsreise: Woher kommen diese Gedanken? Sind sie wahr? Wie lassen sie sich verändern? Ich bin dabei auf einige Glaubenssätze gestoßen, die ich übernommen hatte. So wie alle Kinder die Realität ihres sozialen Umfelds ganz natürlich als „ihre“ eigene übernehmen und annehmen. Für mich war diese Realität ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr stimmig. Sie war eine Begrenzung für das, was ich eigentlich tun wollte und wer ich sein wollte. Gehöre ich tatsächlich nicht dazu? Kann ich das wirklich nicht bzw was kann ich gut? Was nicht hilft: Sich zu sagen (oder von anderen sagen zu lassen), dass das doch nicht stimmt. Oder diese Gedanken einfach in positive verwandeln zu wollen. Das ist alles an der Oberfläche, Stichwort „think positive…!“. Denn diese Gedanken sitzen tief und brauchen „Zuwendung“, Wertschätzung und Begleitung. Man darf ihnen auf den Grund gehen, damit sie sich tatsächlich auflösen können und der Mindset Shift nachhaltig gelingt. Und man auch seine Beziehungen positiver gestalten kann. Ein langer Entwicklungsprozess der damals startete und noch nicht beendet ist. Wenn er es überhaupt jemals sein wird.
Unsere Realität ist die Realität unserer Kinder
Und ich sehe meine eigenen Kinder, die beide auf ihre eigene Art und Weise ganz anders scheinen, als ich damals: mutig aber bedacht (naja, mal mehr mal weniger…), mit sich selbst im Einklang, im Vertrauen auf ihre Fähigkeiten, voller Freude über jeden Entwicklungsschritt. Und ich bin froh, dass ich meine eigenen begenzenden Glaubenssätze so lange und intensiv angeschaut habe, damit meine Kinder sie nicht als ihre eigenen übernehmen mussten. Heute blicke ich dankbar zurück auf all das, was ich als Kind mitgenommen habe. In dem Wissen, dass es das Beste war, was mir passieren konnte. Selbst wenn es lange eine Begrenzung für mich war, hat ein tiefer innerer Friede die Rebellion und den Wunsch nach Abgrenzung abgelöst. Dafür steht unsere „Mini-Heuernte“ gestern, die wie wenig anderes so eng mit meiner Kindheit verbunden ist.
Du willst Deinen Entwicklungspfad gestalten? Deine Glaubenssätze intensiver beleuchten? Begrenzungen auflösen? Und mehr Freude und Leichtigkeit in Deinen (Familien-)Alltag bringen? Dann bist Du hier richtig